Dienstag, 6. November 2018

Einmal ugandisches Krankenhaus

Vorne weg, es ist inzwischen ein paar Tage her und es geht mir wieder gut. Ich habe überlegt, ob ich das hier überhaupt schreiben soll, aber ich finde der Vollständigkeit halber gehört es auch dazu. Auf jeden Fall bin ich inzwischen wieder fit und es hört sich alles dramatischer an, als es tatsächlich war. 
Nachdem ich heute eine Menge zu tun habe, gehe ich ein bisschen früher los zu Little Light, damit ich noch ein bisschen Ruhe habe, bevor dann alle da sind.
In den letzten Tagen bin ich ziemlich müde und schlapp, aber nach zwei Wochen ohne richtigen Schlaf, ist das auch kein Wunder. Ich hoffe, das bessert sich bald. Außerdem friere ich dauernd, Timothy (mein Gastbruder) hat sich auch schon gewundert, dass ich mit Decke auf dem Sofa sitze, aber das kommt bestimmt auch einfach von der Müdigkeit.
In Little Light bin ich tatsächlich die Erste. Ich stöpsele mir Musik in die Ohren und fange an, an diversen Berichten für Vuga und Little Light zu arbeiten. 
Kurz bevor Tomer und Ori kommen, machen sich langsam Kopfschmerzen breit und die Müdigkeit holt mich doch noch ein. 
Ori geht es auch nicht gut, das Fieberthermometer sagt erhöhte Temperatur, was eigentlich nicht wirklich erstaunlich ist, nachdem er positiv auf Bilharziose getestet wurde.
(Bilharziose ist eine Krankheit, die man sich hier beim Schwimmen in diversen Gewässer holen kann. Es sind kleine Würmer, die durch Schnecken übertragen werden. Sie gelangen durch die Haut in den Körper und legen dort Eier ab. Es kann manchmal Jahre dauern, bis die Krankheit ausbricht, aber diese Würmer greifen dann die Organe an. Es gibt Medikamente, die allerdings ziemlich heftig sind, weil sie einfach alles im Körper abtöten.)
Tomer und ich arbeiten ein bisschen an unserem Business Plan, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass ich glühe und würde mich am liebsten ins Bett legen.
Schließlich hilft es nichts mehr und ich beschließe auch mal Fieber zu messen, nur um sicher zu sein. Das Thermometer sagt 37,5. Das ist nicht, was ich gehofft hatte. Eigentlich habe ich keine Lust zum Arzt zugehen, aber nachdem ich mir in den letzten Tagen unerklärlicherweise eine ganze Menge Moskito-Stiche eingefangen habe, bin ich doch ein bisschen beunruhigt.
Nachdem es auch Ori nicht wirklich gut geht, fahren wir gemeinsam in eine Klinik, um einen Malaria-Test zu machen. Auf dem Weg bete ich, dass er negativ ausfällt und ich einfach eine normale Grippe, oder so was habe. Allerdings fühle ich mich immer schlapper.
In der Klinik müssen wir erstmal ein Anmeldeformular ausfüllen und werden dann gebeten zu warten.
Während ich auf dem Stuhl im Wartezimmer sitze, habe das Gefühl ich werde immer schlapper und irgendwie ist mir ein bisschen schwindelig. Zuerst überlege ich mir einfach ein bisschen Wasser zu holen, aber dann gehe ich doch zur Rezeption um zu fragen, ob ich mich irgendwo hinlegen kann. Dort wird mir dann schlagartig so schwindelig, dass ich mich auf den Boden setzen muss. Alles um mich herum nehme ich nur noch wie durch einen Schleier wahr. 
Die Rezeptionsdamen und ein Arzt kümmern sich sofort sehr liebe um mich und bringen mich den Gang runter. Auf dem Weg habe ich immer mehr das Gefühl, dass ich gleich umkippe. Ich realisieren noch, dass wir vor einer Tür stehen, hinter der sich vermutlich die Liege befindet, dann bin ich weg. Das realisiere ich allerdings erst, als ich mich zwischen mehreren Leuten wiederfinde, die mich auch eine Liege hieven.
Alle sind sehr freundlich und besorgt und sagen, dass es ihnen Leid tut, dass ich einfach umgekippt bin. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich gleich wieder weg bin und bekomme wage mit, dass sie mich einer Kontaktperson fragen und wissen wollen, was ich heute gegessen habe, welche Medikamente ich nehme und so weiter. 
Der Doktor teilt mir mit, dass meine Werte ok sind, was mich schon einmal sehr beruhigt und dass sie mir eine Infusion verabreichen und diverse Tests machen werden. Ich hoffe nur, dass ich von der Spritze nicht wieder ohnmächtig werde.
Die Schwester ist sehr freundlich und erklärt mir genau, was sie tut, auch wenn ich das lieber gar nicht so genau wüsste. So langsam geht es mir ein bisschen besser und ich bin nur noch unendlich müde. Außerdem friere ich. Die Schwester bringt mir eine Decke, aber ich zittere immer noch, woraufhin der Doktor die Klimaanlage für den Raum abstellt. 
Irgendwann kommt Geoffrey (mein Supervisor), den sie als Kontaktperson angerufen haben. Er ist ziemlich besorgt und wartet neben meiner Liege, bis die Behandlung und alle Test abgeschlossen sind.
Zwei Infusionen später, um meinen Kreislauf zu stabilisieren, müssen wir nur noch auf die Ergebnisse warten. Glücklicherweise ist es kein Malaria sonder nur eine bakterielle Infektion, gegen die Antibiotika, Obst, Ruhe und viel Wasser verordnet bekomme. 
Nun müssen wir nur noch auf die Medikamentenausgabe warten, dann geht es endlich heim. Inzwischen bin ich wieder ziemlich stabil auf den Beinen, ich bin nur unendlich müde.
Auf dem Weg nach kaufe ich mir noch ein paar Bananen und Orangen und eine Flasche Wasser.
Den Rest des Tages verbringe ich im Bett und lasse mich von Lucy bemitleiden.

So im Nachhinein, kommt mir das ganze völlig surreal vor.
Auf jeden Fall weiß ich jetzt ein wirklich gutes Krankenhaus, mit sehr freundlichem und fürsorglichem Personal.

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