Montag, 13. Mai 2019

Hallo

Ich weiß ist es ziemlich lange her. Ihr habt euch wahrscheinlich schon gefragt, ob überhaupt noch einmal irgendwann etwas kommt.
Ich werde versuchen zu erklären, was passiert ist und die Lücke zu schließen. 
Nachdem ich aus von meiner Reise im Januar wieder gekommen bin, haben sich die Ereignisse ein bisschen überstürzt und um ehrlich zu sein, habe ich mich nicht wirklich nach schreiben gefühlt, zumal ich vieles nicht schreiben konnte. Danach ging es mir eine Zeit lang nicht so gut, was ich auch nicht wirklich schreiben konnte.
Zunächst einmal, ich habe Kampala verlassen und bin nach Kasese umgezogen. (Das liegt im Westen von Uganda, nahe der Rwenzori Mountains.) Ich möchte kurz erklären, wie es dazu kam, da sich das mit Sicherheit viele von euch fragen.
Vor ein halben Jahr noch hätte ich jeden ausgelacht, der gesagt hätte, dass mir so etwas passieren könnte - aber es ist passiert. Ich habe mich verliebt und damit gegen eine sehr wichtige Regel in Little Light verstoßen und musste deshalb ich die Organisation verlassen. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass ich nach Hause fliegen müsste, aber dank Trinas Einsatz und Verständnis darf ich nun in Uganda bleiben.
Es tut mir sehr leid, für den ganzen Trubel und die Probleme, die daraus entstanden sind und ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen und das verhindern. Trotzdem würde ich mich noch immer für diese Beziehung entscheiden. Das einzige, was ich wirklich bereue, ist nicht einfach von Anfang die Wahrheit gesagt und mit offenen Karten gespielt zu haben, auch wenn im Nachhinein keiner verstanden hat, warum ich überhaupt die Wahrheit gesagt habe.
Trotzdem habe ich für mich aus dem ganzen die Lehre gezogen, immer von Anfang an einfach die Karten auf den Tisch zu legen und offen damit umzugehen. Manche Sachen kann man nicht verhindern, aber wenigsten kann man man offen damit umgehen und die Konsequenzen tragen.
Damit bin ich also nach Kasese umgezogen. Zunächst war ich nicht ganz sicher, wo ich arbeiten und wohnen würde. Von der Organisation hatte ich noch nie etwas gehört und bis ich in Kasese ankam, war auch noch nicht ganz heraus, wo ich wohnen würde.

Letztendlich hatte ich unglaubliches Glück, von dem ich mich wirklich frage, womit ich das nach allem verdient habe.
Meine Organisation heißt CELAK und ist ein Vocational College, das heißt eine Art Berufsschule, die für alles ausbilden, was man im Zusammenhang mit Tourismus gebrauchen kann, vor allem auch Sprachen. Zu der Organisation gehört auch eine Art Hotel/Resort, im Prinzip ist es ein Garten/ Park mit vier kleinen Häuschen in denen man schlafen kann. In dem kleinsten wohne ich jetzt.




Meine “Familie” besteht hauptsächlich aus Eliaz und Slyvia, die beide dort arbeiten. Für Lucy ist es genial, nachdem sie an einer sehr langen Leine nun richtig Auslauf hat. Ich mag das kleine Häuschen, vor allem weil es darin angenehm kühl ist, denn in Kasese ist es tatsächlich noch heißer als in Kampala. An manchen Tagen fühlt es sich an wie im Backofen. 
Kasese ist ein eher kleinere Stadt und erinnert mich ein bisschen an eine Westernstadt entlang irgendeines Trecks. Die Menschen hier leben deutlich traditioneller und es ist viel ruhiger und leerer als in Kampala. Ich hätte es nie gedacht, aber ich vermisse den Trubel und das Menschengewirr. 

Auch die Arbeit ist deutlich weniger intensiv. Morgens unterrichte ich deutsch für die Berufsschulklassen und beschäftige mich den Rest des Tages mit dem Facebook-Auftritt der Organisation. Um vier Uhr bin ich dann meistens tatsächlich zu Hause.
Mit meinen Deutschkursen bin ich immer noch am hadern. Ich bin kein Lehrer und habe auch sonst keine Ausbildung, die mich in irgendeiner Weise zum Lehrer befähigt. Nur das meine Muttersprache Deutsch ist, heißt noch nicht, dass ich es auch unterrichten kann. Wann z.B. verwendet man im Deutschen “das”, “die” oder “der”? So etwas habe ich in der Schule nie gelernt, als Muttersprachlerin mache ich das automatisch. Oder viel simpler, wie erkläre ich die Ausprache von “ä”, “ö”, “ü”?

Nach ein paar Wochen kommt mein Vater zu Besuch. Ich freue mich und bin sehr gespannt, wie ihm Uganda gefällt. Wir mieten ein Auto und fahren einmal in den Osten an der Nilquelle vorbei zu den Sipi-Fällen und dann zurück nach Kasese im Westen zum Queen Elizabeth National Park. Lucy ist auch mit von der Partie und freut sich, dass sie dabei sein darf.

  

Sipi Falls, Eastern Uganda











Crater Drive, 
Queen Elizabeth National Park, Western Uganda










In der Zwischenzeit steht dann auch schon unser Zwischenseminar an. Es ist unglaublich, dass ich tatsächlich schon acht Monate in Uganda bin. Wir verbringen eine Woche mit Diskussionen über Rassismus, Vorurteile und unsere Rolle als Freiwillige und verschiedenen Vorträgen der Partnerorganisationen. Es ist schön, die anderen alle wieder zu sehen und sich auszutauschen. Manche habe ich seit vier Monaten nicht mehr gesehen. 
Ein paar Wochen später kommt mich dann auch mein Bruder besuchen. Er kommt alleine und ich bin unglaublich stolz auf ihn, dass er es sich zu traut ganz alleine zu fliegen. Wir verbringen die ersten Tage in Entebbe und ziehen dann weiter über Kampala nach Kasese.

 Uganda National Mosque, Kampala

Lucy hat inzwischen Eliaz und Slyvia um den Finger gewickelt und darf jetzt sogar den ganzen Tag frei draußen herum laufen, so dass ich sie ohne Probleme ich Kasese lassen kann.
Nachdem ich meinen Bruder wieder am Flughafen abgeliefert habe, bleibe ich über die Osterfeiertage in Kampala und verbringe die Zeit mit zwei wirklich guten Freunden. 
Am Samstag gehen wir morgens auf den Markt und kaufen Unmengen an Essen und Früchten und verbringen dann den Rest des Tages damit, zu kochen und Saft zu machen. 




Damit seit ihr jetzt wieder so ziemlich auf dem neusten Stand. Inzwischen geht es mir auch wieder ganz gut und ich freue mich, dass ich noch mindestens die nächsten fünf Monate ich Uganda verbringen kann. Ich werde versuchen wieder regelmäßiger zu schreiben und euch auf dem Laufenden zu halten. 


Freitag, 28. Dezember 2018

Nairobi

Heute steht das Giraffe-Center und ein Besuch im National-Museum auf dem Plan.
Nach dem Frühstück, dass aus African Tea (schwarzer Tee mit Milch) und French Toast (Arme Ritter) besteht, suchen wir uns erneut ein Boda. Die Fahrt bis zum Giraffe-Center, die zugegebenermaßen lang ist, kostet uns $10 (1000 KES).
Nachdem wir den Eintritt (je 1000 KES) bezahlt haben, passieren wir die Schranke.
Das Center besteht hauptsächlich aus einem Gehege mit Giraffen, dass an eine Art Holzhaus angrenzt, sodass man den Giraffen auf Augenhöhe begegnen kann.
Wir machen uns auf die Suche nach Futter und suchen uns einen Platz mit Giraffe. Tomer hat mit ihrem Vater um 10 Dollar gewettet, dass sie sich nicht traut eine Giraffe zu küssen. Also warte wir, bis sich die Menge etwas lichtet und Tomer versucht eine der Giraffen zu sich zu locken. Überraschender Weise bekommt sie Unterstützung von einer der Rancherinnen. Ich bekomme die Aufgabe das ganze zu fotografieren. Die Giraffe nimmt das Futterstück tatsächlich ohne Umstände von Tomers Lippen.
Danach hört Tomer überhaupt nicht mehr auf, Giraffen zu knutschen und schließlich muss ich auch… Wenigsten benutzt die Giraffe nur die Lippen.




Schließlich haben wir genug und machen uns auf den Weg zum Ausgang. Irgendwo in der Nähe soll es ein gutes Restaurant geben. Wie es sich herausstellt, müssen wir uns dazu erst einmal durch den Busch schlagen und auf der anderen Seite einen Berg heraufsteigen. Eine staubige, einsame Straße später erreichen wir die Hauptstraße mit Restaurant.
Anschließend versuchen wir erneut Bodas zu finden und finden schließlich eines, dass uns sogar beide mitnimmt und beim Museum absetzt.
Dort gibt es einen Schock für Tomer, die noch nie ausgestopfte Tiere gesehen hat. Abgesehen davon sind wir relativ schnell durch und gehen zurück zum Ausgang. Dort müssen wir erneut die Eintrittskarte scannen. Wir haben eine Karte für zwei Besucher. Tomer scant die Karte und tritt durch die Schranke. Bevor ich ihr folgen kann drängelt sich eine Frau an mir vorbei. Die Schranke schließt sich und ich bin immer noch drinnen.
Glücklicherweise ist hinter mir ein Pärchen, dass mich schließlich mit durchschleust.
Wieder draußen beschließen wir eine der Shopping Malls auf zu suchen. Es ist nicht weit und wir beschließen zu laufen.
Die Mall ist der Wahnsinn. Es gibt einen kompletten Laden mit Süßigkeiten und Lebensmitteln, wie Milka, Seitenbacher und auch israelischen Marken. Wir verlassen den Laden schleunigst wieder und besichtigen den Rest der Mall. Hier findet sich tatsächlich alles, was man aus Europa vermissen kann. Letztendlich verlassen wir die Mall dennoch ohne etwas gekauft zu haben und machen uns erneut auf die Suche nach einem Restaurant. Wir finden eines, dass aus mehreren verschiedenen Bars besteht und bestellen zwei Milchshakes. Eine ganze Weile später warten wir immer noch und fragen uns im Spaß, ob sie vielleicht erst die Milch kaufen müssen. Tomer reicht es und geht nachfragen. Es stellt sich heraus, dass tatsächlich erst jemand Milch kaufen muss. Wir canceln unsere Bestellung und bestellen bei einer der anderen Bars.

Wenige Zeit später haben wir unsere Shakes vor uns.


Dienstag, 25. Dezember 2018

Der Trip

Es ist der 25.12. und ich bin krank. Genau genommen seit gestern.
Tomer und ich haben ausgemacht, dass wir uns bei ihr treffen, um unser Gepäck durchzugehen und dann den Rest zu kaufen.
Als ich aus dem Haus gehe bin ich noch einfach nur krank, auch wenn das immerhin schon heißt, dass ich zwei Jacken und eine Schal trage. Ich hätte ja nie gedacht, dass ich das hier mal brauche würde, aber heute morgen is es kalt.
Als ich dann bei Tomer ankomme, ist es nicht mehr ganz so lustig. Irgendwie ist mir schwindelig und ich kann nicht mehr richtig sehen. Es ist als hätte ich auf etwas zu helles geschaut, bloß dass der Fleck nicht mehr weg geht.
Schließlich sind wir durch mit dem Zeug und machen uns auf den Weg nach Kampala Town. So richtig fit bin ich nicht und irgendwie auch nicht so ganz da. Es ist als hätte jemand mein Gehirn vorübergehend auf Standby geschaltet.
Im Supermarkt habe ich dann das Gefühl mich sofort hinsetzten zu müssen, um nicht sofort umzukippen. Wieso kann ich hier nicht auch einfach mal eine normale Grippe haben? (Wenn ich schon krank sein muss.)
Nachdem ich das Shopping irgendwie überstanden habe, verfrachtet mich Tomer ins Bett - bei sich, weil meine Familie über Weihnachten ausgeflogen ist und die Maid mit dem Schlüssel erst am Abend zurück kommt.
Ich kann tatsächlich zwei Stunden schlafen, was mich wieder ein bisschen auf die Beine bringt. 
Am Abend gehen wir mit Godfrey und Geoffrey (den zwei Administratoren in Little Light) essen, um Tomers Abschied zu feiern.

Am nächsten morgen ist dann packen und putzen angesagt. Ich bin noch immer alles andere als fit, aber mit kurzer Pause alle fünf Minuten geht es irgendwie.
Lucy gefällt das alles überhaupt nicht, ihr schwant übles…
Nachdem wir alleine zu Hause sind lasse ich sie frei laufen, was sich als Fehler heraus stellt, nachdem sie sich nicht mehr einfangen lässt.

Am Abend geht es dann los. Wir sind spät dran und unsere Bodas haben natürlich keine Ahnung, wo das Modern Coast Terminal ist. Schließlich kommen wir doch noch gerade rechtzeitig am Buspark an und klettern in den Bus. Wir haben VIP-Sitze gebucht und sie sind wirklich VIP. Ungefähr doppelt so breit und echt gemütlich viel Platz.
Neben uns steigt eine Gruppe Deutsche ein und ich brauche eine Weile, bis ich realisiere, dass ich sie verstehen kann.
Dank diverser homöopathischer Medikamente geht es mir inzwischen etwas besser, abgesehen von meiner Nase.
Da wir in der Nacht reisen ist zum Glück so gut wie kein Verkehr auf den Straßen und auch bei der Visa-Stelle sind wir die einzigen. 
Wir kommen fünf Stunden früher als erwartet in Nairobi an und werden sofort von Taxifahrern umringt. Wir kämpfen uns durch und suchen erst einmal ein Bank.
Anschließen beschließen wir direkt zum Hostel zu fahren. Per Uber ordern wir ein Taxi, dass uns direkt bei Manyatta Backpackers absetzt.
Auf dem Weg zum Hostel kommen wir uns vor, als wären wir in einer europäischen Großstadt gelandet, überall moderne und schicke Hochhäuser und breite gut geteerte Straßen. Auch der Verkehr ist um einiges geordneter als in Kampala. Es fühlt sich extrem merkwürdig an.

Im Hostel angekommen beziehen wir unser Zimmer und machen uns gegen Abend auf die Suche nach einem Restaurant.
Wir finden ein Boda direkt vor dem Hostel das uns für uns 300 KES (ca. $3) zum Restaurant bringt. 







Als wir wieder aufbrechen ist es dunkel und kein Boda weit und breit. Wir laufen eine Weile an der Straße entlang und finden endlich jemanden, der uns den Weg zu einer Boda Stage beschreiben kann. Dort finden wir dann tatsächlich zwei Bodas (es ist offensichtlich nicht erlaubt zu zweit auf einem Boda zu fahren), dieses Mal je 300 KES, die uns versichern den Weg zum Hostel zu kennen.
Hinsichtlich Sightseeing ist zumindest mein Boda-Fahrer bestens informiert, den Weg zum Hostel kennt er leider nicht. Auf der Karte ist zumindest für mich recht schnell ersichtlich, wo wir lang müssen, mein Fahrer besteht allerdings darauf nach dem Weg zu fragen. Drei Botschaften und zwei Sicherheitsbeamte später, sind wir dann tatsächlich auf dem richtigen Weg und erreichen schlussendlich unser Hostel. Die Fahrer versuchen uns zu überreden ihnen je 400 KES für den Umweg zugeben und bitten uns sie weiter zu empfehlen. Wir zahlen ihnen die vereinbarten 300 und empfehlen sie nicht weiter.

Samstag, 8. Dezember 2018

Die Wochen vor Weihnachten

Inzwischen geht es auch schon auf Weihnachten zu  - zumindest nach Supermarktmusik und Adventskalender. Auch die gruseligsten Plastikchristbäume und sonstige Weihnachtsdekoration sind inzwischen zu finden.
Der typische Winter-Weihnachtstrubel und Adventsstimmung fehlen allerdings komplett.
In Little Light nähern sich inzwischen auch die Ferien, allerdings verbringen die meisten Kinder die letzte Woche schon zu Hause, das die Prüfungen ohnehin vorbei sind.
Für Freitag haben wir eine Abschiedsparty geplant, zu der alle Kinder noch einmal kommen und ihre Zeugnisse abholen.
Es gibt Kuchen und Süßigkeiten von einer israelischen Familie, die vorher noch mit den Kindern singt.
Die Kinder die Little Light nächstes Jahr verlassen, um auf eine andere Schule zu gehen laufen zum Hochzeitsmarsch mit Doktorhüten auf dem Kopf ein und bekommen als erstes Kuchen.
Tomer und ich kommen auf die wahnsinnig Idee Kinderschminken zu veranstalten und verbringen den Rest des Tages damit Schmetterlinge, Spiderman, Batman, SCORPION und viele andere auf Gesichter zu malen.
Das Büro ist so voll, dass man sich praktisch nicht mehr bewegen kann. Der Hinweis, dass es zu voll ist und wir so nicht schminken können, hilft überhaupt nichts. Erst die Drohung, dass jeder der sich ohne Erlaubnis innerhalb des Büros befindet, überhaupt nicht geschminkt wird, zeigt zumindest kurzfristig Wirkung.
Gegen fünf sind dann tatsächlich alle Kinder entweder abgeholt oder tatsächlich geschminkt und es kehrt wieder ruhe und Leer im Büro ein.
Das hält sich in den nächsten Wochen, denn bis auf Tomer und mich ist praktisch niemand da, abgesehen von Qasasa und ihre Kindern.
Die Lehrer sind, genau wie alle Kinder in den Ferien und Godfrey und Geoffrey schauen auch eher sporadisch vorbei.
Wir nutzen die Zeit den Katalog für die Frauen zu überarbeite und unseren Trip zu planen. Tomer und ich werden ab dem 25.12. für vier Wochen zuerst nach Kenia und dann weiter nach Zanzibar reisen.
Daneben müssen wir die Health classes für die Youth Group organisieren, die eine der vorherigen Freiwilligen für uns organisiert hat. Es gestaltet sich ein bisschen schwierig, da auch die Jugendlichen in den Ferien sind und die Health classes noch dazu morgens um 11 Uhr stattfinden.
Mit Mühe und Not und indem wir jeden der herumläuft und nach Jugendlichem aussieht zur Teilnahme verpflichten, bekommen wir schließlich zehn Jugendliche zusammen.
Inzwischen gibt es doch tatsächlich einzelne verregnete Tage an denen es so kalt ist, dass ich beschließe noch einen zweiten Pulli und eine wärmere Jacke zu brauchen.
An diesen Tagen ist tatsächlich niemand in Little Light und es ist schon beinahe gespenstisch still.
In der Woche vor Weihnachten bekomme ich dann doch eine leise Vorahnung von Weihnachten.Meine Familie verbringt deutlich mehr Zeit gemeinsam zu Hause und redet über ihre Pläne für Weihnachten. Sie fahren über die Feiertage zu ihrer Familie nach Kabale (an der Grenze zu Ruanda).

Spätestens am Samstag vor Weihnachten, als ich mit zwei der deutschen Freiwilligen in Kampala treffe, begegne ich dann auch dem Weihnachts-Einkaufs-Stress. Der Verkehr ist absolut wahnsinnig (selbst für Kampala)! Selbst mit einem Boda steckt man fest und es grenzt schon fast and lebensmüde, sich dorthinein zu wagen.
Als ich am Abend heimkomme fühle ich mich, als hätte ich eine Packung Zigaretten geraucht und dazu den ganzen Staub von Kampala im Gesicht.
Leider muss ich am Montag noch einmal los.

Mittwoch, 28. November 2018

Überraschungsparty

Inzwischen ist es schon fast Dezember und von zu Hause bekomme ich die ersten Bilder mit Schnee. Schwer vorstellbar, während hier die Sonne runterbrennt. Ich dachte, ich weiß inzwischen, was ‘heiß’ bedeutet, aber ich werde gerade eines besseren belehrt… Eigentlich sollte es auch hier Winter sein, das heißt kühler und viel Regen, aber das scheint dem Wetter entgangen zu sein.
Mit dem Ende des Novembers rückt auch mein Geburtstag näher. Eigentlich hatte ich ja versucht das Datum geheim zu halten und den Geburtstag mehr oder weniger einfach zu übergehen, der Partyfan bin ich ja sowieso nicht so. Außerdem ist es hier nämlich Brauch, das Geburtstagskind mit Wasser zu überschütten. Gott sei Dank habe ich wenigsten an einem Samstag Geburtstag, das hießt keine Arbeit und damit große Chancen trocken zu bleiben.
Tomer hat mir verraten, dass sie eine Überraschungsparty planen, weil sie sich nicht sicher war, ob ich so gerne komplett überrascht werde. Sie wollte ein paar Freunde einladen und einen Kuchen backen.
Am Freitag bin ich dann die einzige im Büro, keine Ahnung wo alle hin sind.
Gegen Abend bittet mich Tomer zu ihrem Apartment zukommen, weil sie mir dringend etwas erzählen muss. Als ich dort ankomme, ist es stockdunkel in der Wohnung - bis plötzlich das Licht angeht und ich doch überrascht werde :) 
Ich bekomme eine Krone aufgesetzt und Tomer hat tatsächlich einen Kuchen gebacken, der an eine Schwarzwälderkirschtorte erinnert!

Zunächst müssen wir uns der Herausforderung stellen, die Kerzen auf den Kuchen zu stecken. Nur zwölf, mehr haben keinen Platz. (Wird also nichts mit dem zwanzigsten Geburtstag.) 

Als ich die Kerzen auspusten will, werde ich noch ein Jahr jünger gemacht, als eine Kerze beschließt den Kuchen zu verlassen und mir direkt in den Schoß fällt.

Anschließend wird der Kuchen verteilt, der wirklich sehr lecker ist!






Am Samstag verbringe ich erst einmal eine gemütlichen Morgen und genieße die Tatsache, dass ich seit langem mal einen ganzen Tag frei habe.
Gegen Mittag ruft mich dann ein Freund an und wir verbringen den Rest des Tages gemeinsam. Den Nachmittag über sitzen wir in der Bibliothek der Makerere-Universität und gehen dann abends noch was essen.
Alles in allem ein wirklich schöner Geburtstag!


Knapp eine Woche später kommt dann auch mein Geburtstagspäckchen an, mit dem ich eigentlich überhaupt nicht mehr gerechnet habe. 


Ich freue mich sehr, vor allem auch über den Adventskalender und die Briefe!

Dienstag, 6. November 2018

Einmal ugandisches Krankenhaus

Vorne weg, es ist inzwischen ein paar Tage her und es geht mir wieder gut. Ich habe überlegt, ob ich das hier überhaupt schreiben soll, aber ich finde der Vollständigkeit halber gehört es auch dazu. Auf jeden Fall bin ich inzwischen wieder fit und es hört sich alles dramatischer an, als es tatsächlich war. 
Nachdem ich heute eine Menge zu tun habe, gehe ich ein bisschen früher los zu Little Light, damit ich noch ein bisschen Ruhe habe, bevor dann alle da sind.
In den letzten Tagen bin ich ziemlich müde und schlapp, aber nach zwei Wochen ohne richtigen Schlaf, ist das auch kein Wunder. Ich hoffe, das bessert sich bald. Außerdem friere ich dauernd, Timothy (mein Gastbruder) hat sich auch schon gewundert, dass ich mit Decke auf dem Sofa sitze, aber das kommt bestimmt auch einfach von der Müdigkeit.
In Little Light bin ich tatsächlich die Erste. Ich stöpsele mir Musik in die Ohren und fange an, an diversen Berichten für Vuga und Little Light zu arbeiten. 
Kurz bevor Tomer und Ori kommen, machen sich langsam Kopfschmerzen breit und die Müdigkeit holt mich doch noch ein. 
Ori geht es auch nicht gut, das Fieberthermometer sagt erhöhte Temperatur, was eigentlich nicht wirklich erstaunlich ist, nachdem er positiv auf Bilharziose getestet wurde.
(Bilharziose ist eine Krankheit, die man sich hier beim Schwimmen in diversen Gewässer holen kann. Es sind kleine Würmer, die durch Schnecken übertragen werden. Sie gelangen durch die Haut in den Körper und legen dort Eier ab. Es kann manchmal Jahre dauern, bis die Krankheit ausbricht, aber diese Würmer greifen dann die Organe an. Es gibt Medikamente, die allerdings ziemlich heftig sind, weil sie einfach alles im Körper abtöten.)
Tomer und ich arbeiten ein bisschen an unserem Business Plan, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass ich glühe und würde mich am liebsten ins Bett legen.
Schließlich hilft es nichts mehr und ich beschließe auch mal Fieber zu messen, nur um sicher zu sein. Das Thermometer sagt 37,5. Das ist nicht, was ich gehofft hatte. Eigentlich habe ich keine Lust zum Arzt zugehen, aber nachdem ich mir in den letzten Tagen unerklärlicherweise eine ganze Menge Moskito-Stiche eingefangen habe, bin ich doch ein bisschen beunruhigt.
Nachdem es auch Ori nicht wirklich gut geht, fahren wir gemeinsam in eine Klinik, um einen Malaria-Test zu machen. Auf dem Weg bete ich, dass er negativ ausfällt und ich einfach eine normale Grippe, oder so was habe. Allerdings fühle ich mich immer schlapper.
In der Klinik müssen wir erstmal ein Anmeldeformular ausfüllen und werden dann gebeten zu warten.
Während ich auf dem Stuhl im Wartezimmer sitze, habe das Gefühl ich werde immer schlapper und irgendwie ist mir ein bisschen schwindelig. Zuerst überlege ich mir einfach ein bisschen Wasser zu holen, aber dann gehe ich doch zur Rezeption um zu fragen, ob ich mich irgendwo hinlegen kann. Dort wird mir dann schlagartig so schwindelig, dass ich mich auf den Boden setzen muss. Alles um mich herum nehme ich nur noch wie durch einen Schleier wahr. 
Die Rezeptionsdamen und ein Arzt kümmern sich sofort sehr liebe um mich und bringen mich den Gang runter. Auf dem Weg habe ich immer mehr das Gefühl, dass ich gleich umkippe. Ich realisieren noch, dass wir vor einer Tür stehen, hinter der sich vermutlich die Liege befindet, dann bin ich weg. Das realisiere ich allerdings erst, als ich mich zwischen mehreren Leuten wiederfinde, die mich auch eine Liege hieven.
Alle sind sehr freundlich und besorgt und sagen, dass es ihnen Leid tut, dass ich einfach umgekippt bin. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich gleich wieder weg bin und bekomme wage mit, dass sie mich einer Kontaktperson fragen und wissen wollen, was ich heute gegessen habe, welche Medikamente ich nehme und so weiter. 
Der Doktor teilt mir mit, dass meine Werte ok sind, was mich schon einmal sehr beruhigt und dass sie mir eine Infusion verabreichen und diverse Tests machen werden. Ich hoffe nur, dass ich von der Spritze nicht wieder ohnmächtig werde.
Die Schwester ist sehr freundlich und erklärt mir genau, was sie tut, auch wenn ich das lieber gar nicht so genau wüsste. So langsam geht es mir ein bisschen besser und ich bin nur noch unendlich müde. Außerdem friere ich. Die Schwester bringt mir eine Decke, aber ich zittere immer noch, woraufhin der Doktor die Klimaanlage für den Raum abstellt. 
Irgendwann kommt Geoffrey (mein Supervisor), den sie als Kontaktperson angerufen haben. Er ist ziemlich besorgt und wartet neben meiner Liege, bis die Behandlung und alle Test abgeschlossen sind.
Zwei Infusionen später, um meinen Kreislauf zu stabilisieren, müssen wir nur noch auf die Ergebnisse warten. Glücklicherweise ist es kein Malaria sonder nur eine bakterielle Infektion, gegen die Antibiotika, Obst, Ruhe und viel Wasser verordnet bekomme. 
Nun müssen wir nur noch auf die Medikamentenausgabe warten, dann geht es endlich heim. Inzwischen bin ich wieder ziemlich stabil auf den Beinen, ich bin nur unendlich müde.
Auf dem Weg nach kaufe ich mir noch ein paar Bananen und Orangen und eine Flasche Wasser.
Den Rest des Tages verbringe ich im Bett und lasse mich von Lucy bemitleiden.

So im Nachhinein, kommt mir das ganze völlig surreal vor.
Auf jeden Fall weiß ich jetzt ein wirklich gutes Krankenhaus, mit sehr freundlichem und fürsorglichem Personal.