Donnerstag, 27. September 2018

Das Tailor-Projekt …

Heute gehe ich Tailorn. Erinnert ihr euch noch an das Projekt mit der Youth Group? Leider ist die Frau im Slum auch nicht die Lösung.
Sie würde es mir zwar beibringen, aber dazu bräuchten wir eine Nähmaschine in Little Light und außerdem würde sie es mir von Anfang an beibringen, inklusive mit der Hand nähen. Das wäre zwar toll, würde aber ganz sicher eine Weile dauern. Also haben wir beschlossen, dass ich es einfach mal versuche. Wenn ich es schaffe, eine anständige Tasche zu produzieren, bringe ich den Jugendlichen bei, wie ich es gemacht habe.
Geoffrey bringt mich zu der Schule, wo heute immerhin zwei Nähmaschinen stehen. (Eigentlich hätten ja vier funktionieren sollen, aber eine reicht mir ja zum Glück.) Geoffrey bespricht noch etwas mit dem Mann an der anderen Maschine, dann macht er sich aus dem Staub und lässt mich mit dem Mann alleine. Ich hatte ja gehofft, ich könnte das irgendwie unbeobachtet ausprobieren und mich im Zweifel vor mir selbst blamieren, aber wie es aussieht, habe ich jetzt eine gelernten Schneider als Zuschauer, oder zumindest jemanden, der professionell nähen kann…
Ich bekomme von ihm eine Schere und ein Massband und Kreide zum anzeichnen. Die erste Herausforderung ist das Zuschneiden. Ich habe keine Ahnung, wie sie das normalerweise machen, aber ich will den Stoff nicht einfach auf dem staubigen Boden ausbreiten. Also versuche ich es auf der Nähmaschine.
Ich habe keine Ahnung, welche Maße, für das Modell genommen wurden, also beschließe ich einfach die Ausschnitte abzumessen. Während ich anzeichne, werde ich von dem Mann neben mir kritisch beäugt. Schließlich bitte ich ihn, mir einfach zusagen, wenn ich etwas falsch mache. Ich komme mir auch ein bisschen komisch vor, er hat das alles gelernt, ich habe von nichts eine Ahnung und bilde mir ein einfach so eine Tasche nähen zu können.
Er rät mir die Zoll-Seite des Maßbandes zu benutzen und sieht mir dann zu, wie ich weiter anzeichne. Schließlich habe ich es geschafft.
Die nächste Frage ist, wie ich die Nähmaschine zum laufen bringe. Es dauert eine Weile bis ich den Bogen raushabe und nicht dauernd vor und die Nadel nicht mehr dauernd nur von und zurück läuft und sich heillos ihm Faden verheddert. 
Dann läuft es allerdings ganz gut. Etwas später kommt noch ein weiterer Mann dazu, es ist derjenige, der die erste Tasche genäht hat. Er unterhält sich mit dem anderen Mann und ich habe den schweren Verdacht, dass sie über mich reden. Der Verdacht bestätigt sich, als er mich anspricht. Er macht sich nicht direkt lustig, aber ernst nimmt er mich auf jeden Fall nicht. Langsam regt mich seine Art ein bisschen auf, vor allem weil ein Fehler definitiv auf die Kappe des anderen Schneiders geht und es für das erste Mal eigentlich ganz gut läuft (immerhin läuft die Maschine). Außerdem könnte er es mir ja einfach direkt sagen, wenn ich irgendetwas besser anders machen sollte. Ich versuche die beiden zu ignorieren und ebenso die Kinderschar, die sich mittlerweile um die Nähmaschine versammelt hat.
Schließlich habe ich es fast geschafft. Vor lauter Konzentration nichts zu verdrehen, oder an die falsche Stelle anzunähen, nähe ich den ersten Henkel dann auch prompt auf die falsche Seite. Wenigsten können wir dieses Mal zusammen lachen.
Als ich es dann endlich geschafft habe, mache ich mich mit beiden Taschen, der professionellen und meiner, auf den Rückweg. Ich bin ziemlich gespannt auf das Urteil und aus unerfindlichen Gründen auch ganz schön nervös.
Aus meiner Sicht ist die Tasche im allgemeinen durchaus ok, zumindest sieht sie aus wie die andere. Allerdings sind die Nähte alles andere als professionell und das sieht man auch.
Ich gebe Geoffrey beide Taschen, er kann jedoch keine Unterschied feststellen und tippt schließlich auf die Vorlagen-Tasche als die meine. Auch Brenda und Peace zwei Mädchen aus der Youth Group, befinden die Tasche für in Ordnung und tippen ebenfalls auf die andere Tasche als meine. 
Damit habe ich den Job, auch wenn ich selber noch nicht so ganz überzeugt bin und mir nicht ganz sicher bin, ob ich in der Lage bin das anderen beizubringen.

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